„There’s no Place like home“ – 1. Preis für Katharina Kisser beim Schülerwettbewerb des Landtags

Was bedeutet Heimat? Für viele ist es ein Ort der Sicherheit, ein Zuhause, Menschen, bei denen man sich wohlfühlt. Doch was, wenn man all das nicht mehr hat? Mit dieser Frage hat sich Katharina Kisser aus der Eingangsklasse des Technischen Gymnasiums, Schwerpunkt Gestaltungs- und Medientechnik, auseinandergesetzt – und beim Schülerwettbewerb des Landtags Baden-Württemberg den 1. Preis gewonnen. Ihr Wettbewerbsbeitrag, ein Bild mit dem Titel „Die Vergessenen“, führt vor Augen, wie fragil Heimat sein kann – und wie wenig es manchmal braucht, um sie zu verlieren.

Zu sehen ist ein einfaches Zelt, platziert mitten auf weißem Hintergrund. Drumherum: ein Schlafsack, ein paar Plastiktüten, eine Kiste, ein Schild mit der Aufschrift „Need Change.“ Details, wie sie aus dem Straßenbild kennen, aber oft übersehen. Darüber steht in großen Lettern: „No Place“,darunter: „Like Home“. Die Umkehrung des bekannten Spruchs verdeutlicht: Für viele ist dieses Zelt tatsächlich das Einzige, das dem Begriff „Zuhause“ noch nahekommt. Der Hintergrund bleibt weiß – kein Kontext, keine Ablenkung, keine Ausflüchte. Das Zelt steht für sich, und mit ihm für die Realität vieler wohnungsloser Menschen.

Die Preisverleihung fand an einem Ort statt, der zum Bild passte – im Julius Itzel-Haus in Bruchsal, einer Einrichtung der Caritas. Hier leben Menschen, die keine Wohnung haben, in betreuten Wohnformen oder werden ambulant begleitet – mit dem Ziel, wieder ein eigenständiges Leben führen zu können. Und hier wurde eines deutlich: Wohnungs- oder Obdachlosigkeit betrifft nicht „die anderen“. Ein Drittel der Bewohnerinnen und Bewohner ist unter 26. „Es kann jeden treffen“, sagte Sozialarbeiterin Jennifer Rüstig. „Der typische Obdachlose? Den gibt es so nicht.“ Ihre Kollegin Samanta Russ ergänzte: „Viele kämpfen mit Vorurteilen – dabei helfen oft schon kleine Dinge.“

Im Austausch mit Landtagsabgeordnetem Ulli Hockenberger erfuhren die Schülerinnen und Schüler, dass obdachlose Menschen inzwischen auch in Baden-Württemberg wahlberechtigt sind – eine Gesetzesänderung, die auf Bundesebene schon länger gilt, nun aber auch im Land konkret umgesetzt wurde. Ein Schritt hin zu mehr politischer Teilhabe, Sichtbarkeit und Wertschätzung. Dass dies mehr als nur ein formaler Akt ist, wurde in der Diskussion schnell deutlich: Eine Sozialarbeiterin berichtete von einem Bewohner, der seine Reaktion so zusammenfasste: „Ich gehöre wieder dazu – mein Wort zählt“.

Nach Preisverleihung und Fragerunde ging es auf eine Führung durch das Haus. Viele Schülerinnen und Schüler äußerten sich bewegt: „Ich hatte ein ganz anderes Bild im Kopf – das hat mich wirklich überrascht“ meinte eine Schülerin. Der Tag war mehr als eine feierliche Übergabe – er war ein Blick hinter die Kulissen, ein Perspektivwechsel.

Schulleiter Frank Heusch brachte es zum Abschluss auf den Punkt: „Heimat ist da, wo ich mich angenommen und sicher fühle – das kann ganz unterschiedlich aussehen.“ Katharinas Bild „Die Vergessenen“ macht genau das sichtbar – und regt dazu an, genauer hinzuschauen, wo andere wegsehen.

Wir gratulieren Katharina Kisser herzlich zu ihrem Erfolg beim Schülerwettbewerb des Landtags Baden-Württemberg und danken Herrn Berger für seine engagierte Begleitung.

Ein paar Einblicke: