Technisches Gymnasium
Alles im Fluss: Die Eingangsklassen des Technischen Gymnasiums entdecken den Altrhein
Der Altrhein bei Rappenwört vor Karlsruhe trägt einen eigenwilligen Spitznamen: Den Rappenwörtern gilt er als der „badische Dschungel“ – wild, wandelbar und unberührt. Hier, umgeben von einer alten Rheinschlinge, liegt die geschützte Rappenwörter Auenlandschaft mit ihrer an den Wasserstand angepassten Vegetation und ihren ebenso seltenen wie scheuen, tierischen Bewohnern. Und hier, zwischen Reihern, Schwänen und Graugänsen, setzen an diesem Morgen elf Boote zu einer Expedition der besonderen Art an. An Bord: Die Schülerinnen und Schüler der Eingangsklassen des Technischen Gymnasiums der Balthasar-Neumann-Schule 1. Ihr Ziel: Die bevorstehenden sechs Altrhein-Kilometer zu meistern – und nebenbei die Natur ebenso wie die eigene Klasse ein bisschen besser kennenzulernen.
Das Thermometer zeigt in der Frühe noch einstellige Temperaturen, über dem Altrheinarm lichtet sich der Nebel des Morgens. Vor dieser Kulisse ergreift Erlebnispädagoge Christian Staubach das Wort: „Ein Stechpaddel“, erklärt er, greift zum Rudergerät und erläutert noch an Land den richtigen Umgang damit. Bis aber ein Kanu aber an Fahrt gewinnt, braucht es mehr als nur den richtigen Griff am Paddel: Jedes Boot bietet Platz für drei Passagiere, genannt Kanuten – und die müssen einen gemeinsamen Rudertakt finden.
Den Schülerinnen und Schülern gelingt an diesem Morgen genau diese Aufgabe zuverlässig – nur beim Einsteigen ins Boot verliert mancher das Gleichgewicht und landet im Wasser. Das hat nach den vergangenen, warmen Spätsommertagen glücklicherweise eine angenehme Temperatur – und die strahlende Sonne leistet ebenfalls ihren Beitrag, die ersten nassen Hosenbeine zu trocknen.
Bei aufziehendem Sonnenschein stehen mit ein bisschen Glück und der nötigen Ruhe die Chancen nicht schlecht, einen wahren Star der heimischen Fauna auf Beutefang anzutreffen: Zwischen Reihern, Schwänen und Graugänsen ist in der Rheinaue der Eisvogel zuhause. Mit seinem schillernden Gefieder lässt er sich hier gerne auf einen der ins Wasser ragenden Äste nieder, um nach Fischen Ausschau zu halten. Der Eisvogel gilt als Indikator für gesunde Gewässer. In stark industrialisierten, dicht bevölkerten Regionen ist er mittlerweile eine ausgesprochene Seltenheit – doch hier, im „badischen Dschungel“, ist er noch zu Hause.
Für die Expedition zu Wasser folgt nach einer kurzen, entspannten Fahrt durch die Auenlandschaft dann das eigentliche Abenteuer des Tages: Die Auffahrt auf den Rhein, knapp neben der Fahrrinne, die täglich von vielen hundert Frachtschiffen frequentiert wird. Nicht zu nah im Sog der vorbeifahrenden Pötte, nicht so nah am Ufer, dass ein Aufsetzen auf den Buhnen zu befürchten wäre – also immer mit der sprichwörtlichen „Handbreit Wasser unter’m Kiel“.
Die ist es auch, die die rund 30 Schülerinnen und Schüler nach dem Abstecher über Deutschlands wichtigste Wasserstraße nach insgesamt gut vier Stunden wieder sicher zurück ans Ziel, die verwunschene Rappenwörter Insel, bringt. Das Fazit eines jungen Kanuten: „Bisschen wackelig, sehr lustig.“
D. Heger