Bier ist nicht zum Trinken da!

Bier ist nicht zum Trinken da!

Bierschaumexperimente und ein neues Unterrichtsfach an der Balthasar-Neumann-Schule 1

Gewerbliches Bildungszentrum, Freitagnachmittag,  Raum 120, 16 Schülerinnen und Schüler und zwei Lehrer. Bierflaschen werden geöffnet, die goldgelbe Flüssigkeit fließt schäumend ins Glas. Was ist da los? Wird hier der „Brusler Dorscht“ während der Schulzeit gelöscht? Nein, die (Reagenz-) Gläser werden nicht geleert, stattdessen werden Stoppuhren, Meterstäbe und Notizzettel gezückt…

Wir wurden soeben Zeugen des „Bierschaumexperiments“, welches dazu dient, in das wissenschaftliche Experimentieren einzuführen. Ausgangspunkt für das Experiment ist die Überprüfung der zahlreichen „volkstümlichen“ Theorien, welche Faktoren das Verschwinden des Schaums beeinflussen, wie etwa:  Schäumt Bier in einem mit Spülmittel gespülten Glas wirklich weniger als einem Glas, das nur mit  Wasser gespült wurde? Mit diesem einfachen Experiment wird die Klasse mit den Projektschritten eines wissenschaftlichen Experiments vertraut gemacht.  Dies soll die Schülerinnen und Schüler befähigen, im Laufe des neu eingeführten Faches „Naturwissenschaftliches Experimentieren“ (NExt) weitere Experimente in Kleingruppen eigenständig zu planen, durchzuführen und auszuwerten. Die Balthasar-Neumann-Schule 1 ist eine von ca. 80 Schulen in Baden-Württemberg, die ausgewählt wurden, in Form eines Schulversuchs dieses neue Fach für die Eingangsklassen des Technischen Gymnasiums anzubieten. Hiermit soll mit einem hohen „Forschungsanteil“ ausdrücklich die „Studierfähigkeit“ verbessert werden, so ist auch im Bildungsplan davon die Rede, dass die Schülerinnen und Schüler dazu motiviert werden sollen, an Wettbewerben wie „Jugend forscht“ teilzunehmen.

Die Erfahrungen nach den ersten Wochen zeigen, dass das Fach „Naturwissenschaftliches Experimentieren“ gut ankommt. Aufgrund der zahlreichen Anmeldungen sind tatsächlich zwei Kurse zustande gekommen. Dies liegt zum einen daran, dass der Physik- und Mathelehrer Clemens Hoffmann und der Chemie-Lehrer André Ritter ein attraktives Programm zusammengestellt haben, das den Schülerinnen und Schülern im Sinne des Bildungsplans viel Wahlfreiheit lässt. So stehen zahlreiche Experimentierkästen aus den Bereichen Elektrik, Mechanik und Optik zur Verfügung, es können Experimente mit Photovoltaik-Anlagen und Mikrocontrollern durchgeführt werden. Zum anderen handelt es sich bei „NExt“ um ein Fach, das einen sehr hohen Anteil an selbständiger Schüleraktivität aufweist und damit den aktuellen Forderungen nach einem modernen, nachhaltigen Unterricht sehr weitgehend erfüllt. Nicht viele Fächer an den beruflichen Gymnasien können damit konkurrieren, zumal ein „klassisches Experimentierfach“ wie Physik seit diesem Schuljahr in den Eingangsklassen keinen verbindlichen Laborunterricht mehr vorsieht. Hier füllt „NExt“ eine Lücke und macht zudem den Schülerinnen und Schülern einfach Spaß. Und das ist als Motivationsfaktor nicht zu unterschätzen. So bleibt zu hoffen, das „NExt“ sich im Fächerkanon der beruflichen Gymnasien etablieren wird.

(Bernd Grün, BNS1 Bruchsal)

40 Jahre GBZ

40 Jahre GBZ

Duales Modell als Exportschlager

40 Jahre Gewerbliches Bildungszentrum Bruchsal

Mit 40 Jahren mag das Gewerbliche Bildungszentrum (GBZ) in der Bruchsaler Südstadt zwar auf eine stolze Geschichte zurückblicken – aber die Ursprünge reichen ins Jahr 1835 zurück. „Seit 186 Jahren ist man in Bruchsal mit gewerblicher Bildung unterwegs“, würdigte Landrat Dr. Christoph Schnaudigel in der Feierstunde am Samstag, den 16. Oktober 2021. Die Schulleiter der Balthasar-Neumann- Schulen 1 und 2 konnten Vertreter aus dem Landratsamt, dem Regierungspräsidium, Kreisrat, Rathaus Bruchsal, Handwerkskammer sowie Schulleiter-Kollegen der berufsbildenden Bruchsaler Schulen und natürlich ihre Vorgänger aus dem eigenen Haus begrüßen.

Die Vielseitigkeit des lokalen Handwerks konnten künftige Auszubildende und Interessierte bereits am Vormittag bei der Messe „GBZ meets Sprungbrett Ausbildung“ erleben. Rund 40 Betriebe und Innungen aus allen Branchen präsentierten auf dem Schulgelände ihre Karriereangebote für Jugendliche. Beim Rundgang durch die Gebäude interessierte sich Landrat Schnaudigel insbesondere für die Neuerungen, die der Landkreis als Schulträger jüngst investiert hatte. So wurde für einen sechsstelligen Betrag etwa die Lackierkabine erneuert, die mit einer höheren Luftumsetzung den Spritznebel reduziert und den Auszubildenden eine zeitgemäße Ausbildungssituation bereitstellt. Die neue Biegepresse für Metallbauer stellte weniger für die geräumigen Werkstätten, aber zuvor für die engen Schulflure eine Herausforderungen dar. In der „Lernfabrik 4.0“ wird interdisziplinär smarter Gebäudetechnik vermittelt, auf einer interaktiven Lernplattform können die einzelnen Bauphasen nicht nur geplant, sondern auch simuliert werden. Schließlich ein Ausblick in die „Autowerkstatt 4.0“ gemacht, zumal neben den klassischen Lehrstoffen verstärkt Elektromobilität und autonomes Fahren in den Lehrplänen stehen soll, was einen weiteren Umbau der Werkstätten nach sich ziehen wird.

Landrat Schnaudigel bezeichnete das duale Modell, das bereits Großherzog Leopold von Baden 1835 begründete, als „Exportschlager in der ganzen Welt“. Da Bruchsal der größte Berufsschulstandort des Landkreises ist, bedankte er sich bei Oberbürgermeisterin Cornelia Petzold-Schick für die gute Zusammenarbeit. Den zukunftsgerichteten Kerngedanken, Theorie mit Praxis und Handwerk mit Wirtschaft zu verknüpfen, diese Partizipation untereinander sei nur durch ständige Flexibilität und Dynamik zu verwirklichen. Dass der Weg in die Industrie 4.0 in Bruchsal weitergehen muss, dazu zeigten sich auch Frank Heusch (Schulleiter BNS 1) und Andreas Beisecker (stellvertretender Schulleiter BNS2) fest entschlossen.

Text: Armin Herberger